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Von der göttlichen zur irdischen Ordnung

31. März 2017 – „Die göttliche Ordnung“ lautet der Titel eines wunderbaren Films über die Einführung des Frauenstimmrechts 1971. Dieses herrliche Zeitdokument zeigt mit viel Humor und Einfühlungsvermögen, wie kämpferische und andere Frauen schlussendlich zu ihrem Stimm- und Wahlrecht kamen.

Wo aber stehen wir heute, bald ein halbes Jahrhundert nach diesem denkwürdigen Ereignis? Nach der Einführung von Gleichstellungsartikeln, -kommissionen und -büros? Ist nun auch die irdische Ordnung hergestellt?

Ein Blick zurück: In meiner Jugend mussten meine Schwester und ich regelmässig Staub saugen und Lavabos putzen, meine Brüder durften Rasen mähen und Vorplatz wischen. Die Jungs widersetzten sich unserem Wunsch, bei den Arbeiten abzuwechseln. Vermutlich hege ich deshalb bis heute eine Staubsauger-Aversion. Als Gymnasiastin arbeitete ich dann während der Schulferien am Fliessband in einem Fleischbetrieb. Warum meine Kollegen die exakt gleiche Arbeit verrichteten, dafür aber 10 % mehr Stundenlohn erhielten, war mir schleierhaft. Hier wehrte ich mich erfolgreich, die Löhne wurden angepasst. Bestens in Erinnerung bleibt die erste Kandidatur einer Frau für den Bundesrat 1983. Ein Schrei der Empörung ereilte unser Land. Wie konnte sich eine Frau erdreisten, ein solches Amt anzustreben. Gewählt wurde sie nicht. Ein paar Jahre später buchte ich im Reisebüro eine Reise, bezahlte sie höchstpersönlich; der Name meines Mannes erschien nirgends. Der Dankesbrief des Reisebüros ging trotzdem an seine Adresse. Dasselbe passierte mit dem Stillgeld, das ihm nach der Geburt unserer Kinder von der Krankenkasse überwiesen wurde… Ja, und falls Sie sich jemals in Spitalpflege befunden und einen Halbgott in Weiss erblickt haben, so war das ein Arzt. Wohl kaum wären Sie auf die Idee gekommen, dass es sich allenfalls um einen Pfleger hätte handeln können. Im umgekehrten Fall wird aber auch heute noch eine Frau im Spital erst im zweiten Anlauf als Ärztin erkannt.

Fazit? Die irdische Ordnung ist noch nicht hergestellt. Erziehung und Stereotype prägen bis heute unser Denken und Handeln. Oft sind wir Frauen ebenso darin gefangen. Aus diesen Fesseln gilt es, sich zu befreien. Wir alle müssen uns immer wieder für Demokratie und unsere Rechte einsetzen, aber nicht mit Verbissenheit, sondern mit Lebenslust, Schalk und Humor!