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Stadt und Land – gemeinsam stark!

27. August 2021 – Eine Publikation von 1979 preist den Kanton Luzern als Land der Mitte. Tragen wir Sorge dazu. Schüren wir keine Konflikte, suchen wir immer wieder das klärende Gespräch und tragfähige Lösungen. Stadt und Land gemeinsam – so sind wir stark.

«Wir sind rund um die Uhr einsatzbereit, um bei einem Notruf unverzüglich Hilfe leisten zu können. Der Schutz von Personen, Tieren, Umwelt und Sachwerten hat für uns höchste Priorität», schreibt die Feuerwehr der Stadt Luzern auf ihrer Homepage. Dass dies nicht einfach ein leeres Versprechen ist, hat sie während der anhaltenden Regenfälle anfangs Juli, die das Schlimmste vermuten liessen, einmal mehr eindrücklich unter Beweis gestellt. Da wurden Tag und Nacht Keller leer gepumpt, Dämme errichtet und Sandsäcke gelegt. Bis zur Erschöpfung wurde gearbeitet. Die Hochwassersituation wurde genauestens beobachtet; es wurde analysiert, informiert, reagiert und mit allen Mitteln versucht, uns vor schweren Wasserschäden zu verschonen. Erfolgreich! Die Feuerwehrleute in der Stadt, aber auch in verschiedenen Landgemeinden haben Grossartiges für uns alle geleistet. Ihnen gebührt ein ganz herzliches Dankeschön! 

Überhaupt übt die Feuerwehr in vielerlei Hinsicht eine Vorbildfunktion aus: Für Feuerwehrleute ist es eine Selbstverständlichkeit, in jeder Lage zusammenzuarbeiten, am selben Strick – oder in dem Fall: Schlauch – zu ziehen; unabhängig davon, ob es sich um die städtische, eine Feuerwehr aus der Agglomeration oder vom Land handelt. Da werden Brände gelöscht, Menschen bei Unfällen auf der Strasse oder bei der Arbeit gerettet. Als Stützpunktfeuerwehr nimmt die Feuerwehr Stadt Luzern zudem auch kantonale Aufgaben wahr. So soll es sein: Stadt und Land gemeinsam, miteinander und füreinander. 

Es ist bedenklich und schädlich, dass sich eine politische Partei mit einem Spaltpilz an der Spitze in den letzten Wochen auf die Fahne geschrieben hat, Stadt und Land auseinanderzutreiben, das Verhältnis schlecht zu reden, in erster Linie Unfrieden zu stiften. Ein gewisses Spannungsverhältnis zwischen der Stadt und der Landschaft hat den Kanton Luzern ja durchaus geprägt. Vor Urzeiten sassen die gnädigen Herren in der Stadt, währenddessen damals auf der Landschaft die Untertanen vorzufinden waren. Im Bauernkrieg von 1653 haben sich die Entlebucher gegen die städtischen Patrizier aufgelehnt. Seit der Aufklärung galt die Stadt als liberale Hochburg, die Landschaft als konservativ. Der Kulturkampf zwischen den Roten und den Schwarzen wurde in kaum einem Kanton so erbittert geführt wie in Luzern. Heute steht eine hauchdünne linksgrüne Mehrheit in der Stadt einer bürgerlich dominierten Landschaft gegenüber. Dies alles kann schon mal zu Konflikten und Missverständnissen führen. 

Doch konzentrieren wir uns auf das Verbindende zwischen Stadt und Land, das heute stärker ist denn je: Da gibt es einmal den Finanzausgleich, ein Gemeinschaftswerk sondergleichen. Dieser stellt sicher, dass jede Luzerner Gemeinde genügend finanzielle Mittel hat, um ihre Aufgaben wahrzunehmen. Während die Stadt in den Ressourcenausgleich einzahlt, wird sie für ihre Zentrumslasten finanziell entschädigt. Weiter gewährleistet unser «LUKS» mit Standorten in Luzern, Wolhusen und Sursee die medizinische Grundversorgung im Kanton. Das Bildungsangebot erstreckt sich über den ganzen Kanton mit Kantons- und Berufsschulen in jeder Region. Den Durchgangsbahnhof können wir alle kaum erwarten. Er verkürzt die Reisezeit zwischen Zürich und Luzern. Dennoch ist er kein städtisches Projekt. Vielmehr entlastet er auch den Gütschtunnel als Nadelöhr. Das schafft dereinst die Möglichkeit, den Taktfahrplan der Regionalzüge ins Entlebuch, Seetal oder nach Sursee zu erhöhen. 

Schlussendlich teilen wir Luzernerinnen und Luzerner eine barocke Lebensfreude; wir sind vereint an unserer einzigartigen Fasnacht, beim Bejubeln des FCL auf der Allmend oder an der LUGA. Gerade deren Eröffnung ist jedes Jahr ein Paradebeispiel dafür, wie sehr Menschen aus Stadt und Land den Austausch schätzen. Nicht selten dauert dieser bis in die Abendstunden und findet seinen Ausklang an dem Luzerner Stand, wo herrliche Wauwiler Champignons angeboten werden. Auch Tradition und Moderne gehen problemlos zusammen. Die Feldmusik Hochdorf erfüllt das KKL mit wunderbaren Klängen; derweil das Jazzfestival Willisau ebenso unzählige MusikliebhaberInnen in seinen Bann zieht. 

Eine Publikation von 1979 preist Luzern als Land der Mitte. Diese Mitte ist auch kennzeichnend für Politik, Gesellschaft und Kultur. Tragen wir Sorge dazu. Schüren wir keine Konflikte, suchen wir immer wieder das klärende Gespräch und tragfähige Lösungen. Stadt und Land gemeinsam – so sind wir stark. Tun wir es der Feuerwehr gleich, die folgendes Motto lebt: «Wer uns ruft, dem wird geholfen». Mit einer kleinen Ausnahme allerdings: Es muss nicht immer ein Notfall sein…

Dieser Artikel ist am 24. August 2021 als «Brief aus dem Ständerat» im Willisauer Boten erschienen.