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Solidarität lässt sich nicht verordnen – Nein zur Service-Citoyen-Initiative

30. Oktober 2025 – Die Service-Citoyen-Initiative erscheint auf den ersten Blick attraktiv: Alle jungen Menschen sollen einen verpflichtenden Dienst für die Gesellschaft leisten – nicht nur im Militär, sondern auch in Bereichen wie Zivilschutz, Pflege oder Katastrophenhilfe. Was als Idee der Gleichstellung und der Solidarität verkauft wird, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen jedoch als problematisch und unausgereift – und gehört abgelehnt.

 

Erstens: In unserem Land gilt die Wehrpflicht; das heisst, dass junge Männer Militärdienst absolvieren müssen. Im Ernstfall muss unsere Armee unser Land und die Bevölkerung verteidigen und schützen können.

Zweitens: Die Initiative ist organisatorisch und finanziell kaum umsetzbar. Schon heute ist es für Armee und Zivilschutz schwierig, genügend taugliche Rekruten zu finden und die vorhandenen Strukturen sinnvoll auszulasten. Würde plötzlich die gesamte junge Bevölkerung verpflichtet, müsste der Staat völlig neue Verwaltungsapparate aufbauen, unzählige zusätzliche Einsatzplätze schaffen und Milliarden investieren. Diese Ressourcen fehlen dann dort, wo sie tatsächlich gebraucht würden: in der gezielten Stärkung von Armee, Katastrophenschutz und Pflegewesen.

Drittens: Der Nutzen für die Gesellschaft ist fraglich. Solidarität und Engagement lassen sich nicht erzwingen. Was heute in vielen Vereinen, in der Nachbarschaftshilfe oder im Freiwilligendienst mit Überzeugung und Herzblut geschieht, droht durch eine staatliche Zwangsregelung zu einem Pflichtprogramm ohne Begeisterung zu verkommen. Freiwilliges Engagement ist nachhaltiger und glaubwürdiger als staatlich verordneter Zwang.

Viertens: Die Initiative schafft Scheinlösungen. Sie suggeriert, Probleme im Gesundheitswesen, in der Pflege oder im Bevölkerungsschutz könnten durch den Einsatz junger Menschen im Pflichtdienst gelöst werden. In Wahrheit brauchen wir in diesen Bereichen gut ausgebildete Fachkräfte, langfristige Investitionen und faire Arbeitsbedingungen – keine kurzfristigen Pflichtdienste von Jugendlichen, die weder die Ausbildung noch die Erfahrung mitbringen.

Schliesslich: Die Initiative verwischt den klaren Auftrag der Schweizer Armee. Der Verteidigungsauftrag darf nicht mit einer Art „Bürgerdienst light“ vermischt werden. Sicherheitspolitik ist zu ernst, als dass man sie mit Symbolpolitik überlagern dürfte. Darum ist klar: Die Service-Citoyen-Initiative ist ein Zwangsdienst, organisatorisch überfordernd, teuer und inhaltlich unklar. Sie schwächt das freiwillige Engagement und lenkt von den echten Lösungen ab. Aus all’ diesen Gründen muss sie entschieden abgelehnt werden.

Dieser Artikel ist am 30. Oktober 2025 in der Zeitschrift «natürlich» erschienen.