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Mehr als schwer verdauliche Kost

13. September 2018 – Am 23. September stimmt die Bevölkerung an der Urne gleich über drei Vorlagen für ökologischere Lebensmittel ab: Über die Fair-Food-Initiative und die Initiative für Ernährungssouveränität auf nationaler Ebene sowie über die Revision des Energiereglements in der Stadt Luzern.

Alle drei Vorlagen zielen in die gleiche Richtung. Das Angebot an Lebensmitteln soll sich nicht mehr an den Bedürfnissen von Konsumentinnen und Konsumenten, sondern an politischen Vorgaben orientieren. Was bei uns auf den Teller kommt, soll ökologisch, ressourcenschonend, tierfreundlich, sozial, unter fairen Arbeitsbedingungen und regional produziert worden sein. Dies beträfe auch importierte Lebensmittel. Wer das durchsetzen soll? Die Politik – und zwar mit teuren Kampagnen, Verboten, Kontrollen im Ausland oder Schutzzöllen auf Importen. Insbesondere die beiden Volksinitiativen auf nationaler Ebene lassen sich nicht ohne mühselige Bürokratie, höhere Preise, Missachtung internationaler Abkommen und Verzicht auf verschiedene ausländische Produkte umsetzen. Schwer verdauliche Kost!

Schweizer wollen frei entscheiden, was auf den Tisch kommt

Ich bin überzeugt, dass viele Schweizerinnen und Schweizer die Anliegen der Initiativen grundsätzlich teilen. Aber: Sie möchten und sollen weiterhin frei entscheiden, was sie einkaufen und essen. Regional und ökologisch produzierte Lebensmittel sind in der Schweiz heute schon sehr beliebt, wie folgende zwei Beispiele zeigen: Das Label «Aus der Region. Für die Region» eines wohlbekannten Grossverteilers feiert im kommenden Jahr sein zwanzigjähriges Jubiläum. Mittlerweile tragen über 9000 Produkte das Label; von den Äpfeln aus «Bueri», über die Haselnusswurst aus Lützelflüh bis zum Stangensellerie aus dem St. Galler Rheintal. Eine Erfolgsgeschichte, die notabene in Luzern lanciert wurde. Auch Bio Suisse, die Organisation der biologischen Landwirtschaft in der Schweiz, legt seit Jahren kräftig zu. Die biologisch genutzte Landwirtschaftsfläche war im vergangenen Jahr so gross wie noch nie. Gleichzeitig ist der Umsatz mit Bio-Lebensmitteln auf über 2,7 Mrd. Franken gewachsen. Ein neuer Rekordwert!

Initianten setzen auf Bevormundung

Doch den Initianten reicht das nicht. Sie wollen nicht länger bei den Konsumenten Überzeugungsarbeit leisten. Stattdessen setzen sie auf die Bevormundung der Bürgerinnen und Bürger, gar auf staatlichen Zwang. Schwer verdauliche Kost! Persönlich setze ich lieber auf die Kraft der Argumente, die freie Willensentscheidung und den gesunden Menschenverstand. Wer sich vegetarisch oder vegan ernähren will, kann dies gerne tun. Wer Fleisch essen will, soll dies weiterhin eigenverantwortlich tun dürfen. 

Es sind aber nicht nur grundsätzliche (oder sagen wir ideologische) Überlegungen, die gegen die drei Vorlagen sprechen. Einerseits verfügen wir bereits über einen Verfassungsartikel zur Ernährungssicherheit, welcher die nachhaltige und auf den Markt ausgerichtete Produktion verlangt und die Anliegen der Initiativen schon aufnimmt. Anderseits haben insbesondere die beiden nationalen Initiativen auch konkrete monetäre Auswirkungen. «Höhere Anforderungen an importierte Produkte werden sich in den Lebensmittelpreisen bemerkbar machen», warnte Konsumentenschützerin und SP-Nationalrätin Prisca Birrer-Heimo im Parlament. Und wenn die Preise für Gemüse und Fleisch in den Schweizer Regalen  steigen, trifft das vor allem Menschen, die wenig verdienen. Das ist dann definitiv unverdauliche Kost! 

Aus all‘ diesen Gründen lehne ich die Fair-Food-Initiative, die Ernährungs-souveränitäts-Initiative und die Revision des städtischen Energiereglements klar ab!

 

Der Beitrag ist am 12. September 2018 in leicht angepasster Version auf zentralplus.ch erschienen.