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Freiwilliges Regulieren

13. Juni 2017 – Als angenehme Abwechslung zur langen und oft anstrengenden Sitzungszeit empfinde ich den Jassabend, den drei Fraktionskollegen und ich einmal pro Session abhalten. Wir treffen uns zu einem gemütlichen „Schieber“ mit Essen und je nach Gusto Rotwein und/oder Bier; dabei diskutieren wir nicht selten hitzig über laufende Geschäfte, was hie und da zu roten Köpfen führt.

Beim letzten Mal ärgerten wir uns während der internen Debatten für einmal nicht über die Entscheide anderer Parteien oder – selbstkritisch wie wir durchaus sind – über unser eigenes Verhalten; vielmehr veranlasste uns die Reaktion der Kellnerin des Restaurants, in welchem wir uns für Speis‘ und Trank trafen und genüsslich bestellten, zu einem erstaunten Stirnrunzeln.

Nachdem wir nämlich Hunger und ersten Durst gestillt hatten, wollten wir mit unserem urschweizerischen Spiel beginnen und baten höflich um einen Jassteppich. „Das gibt es hier nicht; überhaupt ist Jassen bei uns verboten“, teilte uns die Kellnerin freundlich, aber unmissverständlich mit. Auf unsere schüchterne Frage, warum das in einem halbleeren Restaurant so sei, wo wir noch dazu eifrig am Konsumieren waren, antwortete sie, die Chefin wolle das so. Diese wiederum verwies uns an den Patron, der aber bereits seinen Feierabend genoss und so Diskussionen mit uns entgangen war.

Fazit: Wir durften in der gut bürgerlichen Beiz nicht jassen, „weil der Chef das nicht will“. Nun, das ist sein Recht. Unseres war es, die Rechnung zu verlangen und das Weite, resp. einen Ort zu suchen, wo unsere Spielernatur auf Verständnis stiess. Wir wurden fündig. Dort gehen wir wieder hin. Die „Jassverbotsbeiz“ haben wir von der Liste gestrichen; ebenso die Kneipe, in der wir um 22.30 Uhr zur letzten Bestellung aufgefordert, um 22.45 Uhr die Stühle auf die Tische gestellt, zeitgleich die Fenster bei damals noch eisigen Temperaturen geöffnet wurden und uns plötzlich eine steife Biese entgegenwehte…

Als Politikerin höre ich immer wieder den Vorwurf, wir würden nur regulieren; es scheint mir allerdings, wenn wir es nicht tun, dann passiert es freiwillig. Das nennt sich dann Gastfreundschaft!

 

Der Beitrag ist am 10. Juni in der Luzerner Zeitung erschienen (Bildquelle: maxpixel.freegreatpicture.com).