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Über Elternabende, Berufsbildung und Freude an der Arbeit

7. Oktober 2016 – Als Mutter von vier bald erwachsenen Kindern habe ich einige Elternabende besucht. Sie kennen das vermutlich: Es gibt Termine, die grössere Begeisterungsstürme auslösen. Nicht alle Veranstaltungen sind mir noch präsent.

An den Elternabend unseres jüngsten Sohnes vor ziemlich genau drei Jahren in der ersten Sekundarklasse kann ich mich aber gut erinnern. Ein Berufsberater orientierte uns Eltern über die verschiedenen Bildungswege, die Jugendliche einschlagen können. Er redete über Chancen, Sackgassen und Aussichten. Die Botschaft des Berufsberaters, wie sie bei mir angekommen ist, war eindeutig: Universität oder ETH sind das Ziel. Es führen verschiedene Wege dorthin.

Wie bitte? Die Durchlässigkeit unseres Bildungssystems in Ehren. Ich kenne und schätze sie. Wer heute eine Bäckerlehre antritt, muss nicht zwingend in der Backstube pensioniert werden. Wer heute ein Bauunternehmen erfolgreich führt, muss nicht zwingend eine Maurerlehre mit Ehrenmeldung abgeschlossen haben. Lebensläufe und Berufskarrieren verändern sich, Berufsbilder ebenso. Die Digitalisierung wird diesen Wandel zusätzlich beschleunigen. Trotzdem ärgerte mich die einseitige Parteinahme des Berufsberaters für die akademische Ausbildung. Als ob der Weg über eine Universität der einzig „richtige“ oder allein seligmachende wäre.

2014 warnte der ehemalige Preisüberwacher Rudolf Strahm vor einer zunehmenden Akademisierung der Bildungs- und Arbeitswelt. Er plädierte dafür, die Berufsbildung zu stärken. Dass es einen positiven Zusammenhang gibt zwischen praxisnaher Berufsbildung und tiefer Jugendarbeitslosigkeit scheint mir plausibel. Ich teile die Begeisterung für das duale System der Berufsbildung. Auch aus diesem Grund habe ich mich in der vergangenen Herbstsession dafür ausgesprochen, die finanziellen Mittel für die Berufsbildung zu erhöhen.

Die oft gehörte Forderung an den Staat, die Bildungsangebote explizit an den künftigen Bedürfnissen der Wirtschaft auszurichten, halte ich hingegen für realitätsfremd. Oder glauben Sie, dass der Staat in der Lage ist, den Fachkräftebedarf der Wirtschaft viele Jahre im Voraus richtig vorauszusehen? Eben! Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. In dieser Frage sind wir gut beraten, die Marktkräfte spielen zu lassen. Und Patrons wie Hans Aregger zu vertrauen, die mit ihrem Unternehmen attraktive Ausbildungs- und Arbeitsplätze schaffen.

Mein jüngster Sohn hat in der Zwischenzeit die Sekundarschule abgeschlossen. Er absolviert heute eine KV-Lehre. Eine passende Wahl, wie ich finde. Ich bin gespannt, wohin ihn sein Bildungsweg noch führen wird. Wichtig ist mir dabei vor allem eines: dass er das, was er tut, gerne tut. Das ist für mich die Voraussetzung für jede erfolgreiche, persönlich befriedigende berufliche Tätigkeit. Mit Freude und Begeisterung an der Arbeit, das wünsche ich auch Ihnen!