Versorgung mit Medikamenten nicht gefährden
11. Januar 2022 – Einen solchen Entscheid habe ich im Parlament noch nie erlebt: Sowohl Stände- als auch Nationalrat haben die Volksinitiative «Ja zum Tier- und Menschenversuchsverbot» einstimmig abgelehnt. Warum? Die Initiative ist ein Rundumschlag und gefährdet die Versorgung mit Medikamenten.
Die Volksinitiative verlangt ein absolutes Tierversuchsverbot, sowie das Einfuhrverbot für sämtliche Produkte, die unter Anwendung von Tierversuchen entwickelt wurden. Diese Forderungen gehen viel zu weit und wären schädlich für die Gesundheitsversorgung, die Wirtschaft und nicht zuletzt den Forschungsplatz Schweiz. Unsere Versorgung mit Medikamenten, Impfstoffen und anderen Medizinprodukten könnte bei Annahme der Initiative nicht mehr sichergestellt werden. Bei einem Ja würden wir auch komplett auf einen Impfstoff gegen Corona verzichten.
Ebenso einig wie bei der Ablehnung der Initiative waren wir uns, dass das Tierleid wo immer möglich vermieden werden soll. Die Schweiz besitzt aber heute bereits eine der strengsten Gesetzgebungen für den Schutz der Versuchstiere. So sind Versuche, die einem Tier Schmerzen oder Schaden zufügen auf ein unerlässliches Mass zu reduzieren. Überhaupt muss jeder belastende Tierversuch von der zuständigen kantonalen Behörde bewilligt werden. Es handelt sich dabei um Fachkommissionen bestehend aus unabhängigen Fachleuten und Tierschutzvertretern. Damit ein Tierversuch zugelassen wird, muss der erwartete Nutzen für die Gesellschaft die belastenden Folgen des Tieres überwiegen. In der Schweiz wurde die Anzahl Tierversuche deshalb seit 1983 um 72% gesenkt. Jedes Labor verfügt überdies über einen Tierschutzbeauftragten. Weiter fördert und beteiligt sich der Bund am 3R-Kompetenzzentrum (Reduce, Refine, Replace). Zur Anwendung kommen da alternative Methoden, die Tierversuche reduzieren, weiterentwickeln und ersetzen sollen. Das ist alles richtig.
Die Initiative ist jedoch ein Rundumschlag und betrifft die medizinische Versorgung und damit unsere Gesundheitssicherheit. Ich bitte Sie, diese gefährliche Initiative klar abzulehnen.
Dieser Beitrag ist am 10. Januar 2022 in der Luzerner Zeitung erschienen.